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Kalabrien 2002

13. ATIC Treffen in Kalabrien (Italien) 2002

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Gute Geschichten beginnen immer mit einem »Es war einmal«. Allerdings habe ich jetzt gerade ein Problem, ich denke, die Geschichte wird gut, aber mir faellt um’s Verre**en kein guter Anfang ein. Also hilft hier mal mehr der pragmatische Ansatz und fange eben einfach so mal eben an zu erzaehlen. Dieses Jahr (2002, jaja) hat ATIC-Haeuptling Micha ein Treffen in Kalabrien mit unserer italienischen Fraktion angeleiert. Gute Beziehungen wollen gepflegt werden, also flugs eingeschrieben und dann auch schon losgefahren. Bedingt durch die lange Anreise fuer das quasi pre-Meeting in Sizilien sollte also die Faehre von Livorno nach Palermo am Montag spaet abends gehen. Nur was mache ich die Tage ab Freitag bis dahin?

*Lampeaufleucht* kein Jahr ohne Slowenien. Samstag frueh auf die Bahn und der AT das sparen beigebracht: 3 Tankfuellungen bis nach Bovec - meinem Ziel in Slowenien - bei einem Verbrauch von maximal 5,5l und das bei Tempo 130. Also ich finde das gut. Nach 10 Stunden und 980 km angekommen im Kajak-Camp begann der Urlaub. Beispielsweise mit untypischem Essen: die Muesli-Reste aus Tunesien mussten recylced werden, da ich doch glatt vergessen hatte, Futter einzupacken und es sich Samstag abends schlecht einkaufen laesst. Dafuer schmeckte der “Expresso” umso besser, mit lecker Magermilchpulver-Fluessigkeit. Aber der einfache Mensch ist ja genuegsam.

Nicht unerwaehnt moechte ich in diesem Zusammenhang das kurze Trainingslager Obertauern und Katschberg fuer den Vrsic lassen. Es ist immer wieder ein Traum, diesen Pass zu fahren. Die naechsten beiden Tage verbrachte ich damit, intensiv den neuen Avon Distanzia auf seine Kurvenvertraeglichkeit zu testen - Vrsic, Predilpass und den Mangart. Feinstens sage ich nur. Der Mangart war entgegen allen Informationen auch mit einem Strassenreifen gut befahrbar, ein slownischer M3 auf dem Gipfel gab mir da auch irgendwie Recht ... Im Uebrigen macht Canyoning ziemlich viel Spass, wenngleich das Wasser der Soca im Juni verdammt kalt sein kann.

Am Montag ging es dann eine Weile durch den Friaul in Richtung Livorno, spaeter dann nur noch Bahn und der Rest ueber die super Kurvenstrasse von Modena nach Livorno. Ein kleiner Besuch bei meinem Freund Gallileo in Padua durfte nicht fehlen und den schiefen Turm von Pisa wollte ich mir auch nicht nehmen lassen. Da sage noch mal einer, Moppedfahrer moegen keine Kultur. Am Faehrhafen wurde ich um Haaresbreite von den Lehmkuehlers hergebrannt und der Arnd (der mit ohne T) schoss auch bald vorbei. So nach und nach sammelte sich das Rudel fuer das Ferry-Meeting und irgendwann - natuerlich mit Verspaetung - wurde das Schiff geentert. »Victory« sollte diesmal kein gutes Omen sein und nach nur 6 Stunden Verspaetung fuhr das Schiff dann endlich los. Zu der Zeit lagen wir alle schon flach. Was soll ich sagen, keine besonderen Vorkommnisse - nur das eben das Schiff mit 7 Stunden Verspaetung Palermo erreichte - niemand fuetterte die Fische gegen den Wind, keine Exesse; man wird halt nicht juenger.

Im Rudel ging es dann zum Camping nach Cefalu und nach dem Aufbau ging es an die Vernichtung des preiswerten, aber dennoch nicht wirklich guten Weines vom Portier. Die Strassen in Sizilien moegen ja zum Kurven wetzen verleiten, man sollte es aber doch etwas ruhiger angehen. Eigenartigerweise entwickelte speziell das Hinterrad ein beunruhigendes Eigenleben. Nein, sowas mag ich ueberhaupt nicht. Die Affinitaet zu den Belaegen auf Griechenland war erschreckend. Und so wunderten wir uns, das das Fahren ned so wirklich viel Spass macht und irgendwann erreichte uns dann auch schon die Schreckensmeldung, das sich jr mit Claudi gewaffelt hatte. Twin kaputt, bei jr einige Schrammen und Prellungen und die Claudia hatte einen ausgekugelten kleinen Finger. Das erfahrene Schrauberteam F&F (Frank und Falk, die beiden Loewenmaehnigen) nebst Arnd sind dann am naechsten Tag los nach Caltagirone, um zu helfen. Die Tagestour dahin war doch recht anstrengend. Noch anstrengender wurde es fuer mich, als mir mal in einer Rechtskurve das Vorderrad wegschmierte und nur durch Abrieb etlicher Stuecke Plastik und Metall von den guten Stiefeln ein Sturz vermieden werden konnte. Danach machte das fahren echt keinen Spass mehr und irgendwie hatte ich den Eindruck, ich zirkele da um rohe Eier rum. Toll das. 2 Tage brauchten wir und das oertliche Autoschrauberteam, um die AT von jr wieder flott zu bekommen, Kabelbinder und Tape regeln halt alles. ;) Wobei hier nicht unerwaehnt bleiben soll, das sich die beiden italienischen Automechaniker die groesste Muehe gegeben haben, sie aber dennoch besser bei der Reparatur von Autos bleiben sollten ;) Aber der Scheffe von der Herberge war ein Traum, aeusserst hilfsbereit, nett und zuvorkommend. Morgens gab es immer ein Care-Paket fuer unterwegs und auch sonst hat er sich ruehrend um uns gekuemmert.

Der Etna musste auch noch sein, wobei das Vergnuegen aber nicht auf unserer Seite sein sollte: nicht nur 16 Grad und Regen liessen so recht keinen Fahrspass aufkommen, nein, man fand irgendwann mal eine halbwegs praktikable Linie durch die Kurven, um dann kalt von einer heftigen Windboe erwischt zu werden und man sich ueberall, nur nicht auf dem sicheren Weg nach unten, befand. Hier moechte ich mich und im Namen der beiden anderen noch mal beim jr fuer das lecker Essen und dann sogar noch fuer die Unterkunft bedanken. Trotz der Trennung des Rudels in Cefalu traf man sich dann am Samstag nach der Faehrueberfahrt mitten in den Weiten der Berge von Kalabrien wieder, alle auf dem Weg nach Catanzaro. Die Welt ist klein. Arnd und ich sind alleine los, nachdem wir jr und Claudi bei den anderen abgeliefert haben ;) Ueber kleinste Nebenstrassen naeherten wir uns unserem Ziel, um wieder mal mitten im Nichts auf Bernd und Doelle zu treffen. Nachdem die weg sind, wurden wir noch auf lecker Picknick von einem Rudel Italiener eingeladen. Also, die Salami war ja echt erste Sahne ... Dummerweise verging dabei die Zeit und ploetzlich hatten wir davon keine mehr. Also runter zur Kuestenstrasse und die letzten 60 km zum Treffpunkt. Irgendwie oede, diese Fahrerei, trotz gelegentlicher Aufheiterer, wenn die einheimischen Autofahrer von deutschen Moppedfahrern in italienischer Fahrweise hergebrannt wurden.

Am naechsten Tag wurde dann mal richtig Urlaub gemacht, ausschlafen, rumlungern, lesen, am Strand lungern, baden, Nichts tun. Nicht mal Mopped fahren. Oder doch? Eine kleine Quotenrunde sollte doch sein, wobei diese der aufkommende Regen in den Bergen schnell beendete. Zum Glueck ;) Die Abende wurden in typischer ATIC-Manier gefeiert, Gruppenfutter und ne Menge fluessige Halluzigene.

Am naechsten Tag war die Lust auf Kurven wieder da und dem Arnd und mir schloss sich noch der Joerg an und wir drehten eine ausgedehnte Runde rund um den Naturschutzpark oder wie das da hiess. Und da war sie wieder, die nervoese rechte Hand und die wirre Blick. Wer zum Teufel hat zu Hause nur die Geraden erfunden ... Gemein ist zum Beispiel, wenn man super kurvige Straesschen befaehrt und die voll mit Tannenzapfen und dergleichen sind. Man hat ich eine Linie im Vorfeld ausgetueftelt, dummerweise erteilten mir die beiden voraus Fahrenden eine Lektion in Sachen Spontanitaet ;) Wir fanden ein nettes Cafe mitten im Nichts, wo wir lecker gegessen und getrunken haben. Ewig kam kein Auto vorbei, erst als Arnd seine Kamera mitten auf die Strasse stellte, damit der Selbstausloeser ein Gruppenfoto machen kann, da kamen sie, die ganzen Autos ... Die Gegend da oben kam mir ziemlich oft vor wie in den Alpen.

Der Abend wurde mit dem beruehmt beruechtigten ATIC-BBQ beendet und am naechsten Tag hiess es fuer Arnd, Joerg und mich schon wieder Abschied nehmen. (Fast) kein ATIC-Meeting ohne fruehere Abreise von mir, man muss sich halt treu bleiben ;) Was soll ich sagen, 4 Tage endloser Kurvenspass quer durch Italien. Jeden Tag etwa 450 - 500 km und eine Menge Adrenalin. Besondere Vorkommnisse? Nunja, 6-Sterne Campingplaetze in Italien (Schnellstrasse, Eisenbahn, Hochspannungsleitungen, Hafen, Industrieanlagen, Camper), draussen schlafen in den Bergen, kochen am Strassenrand, Jagdfieber in den Alpen. Alles war dabei. Achja, wehe man spricht den Kellner am Gardasee in italienisch an. Nur die Alpen wollten nicht so recht Spass machen, im Vergleich zur menschenleeren Toskana war es ein Grauen, Unmengen von Autos, Lastwagen, Menschen und was weiss ich noch, vermiesten uns etwas die Stimmung. Und so kam es, das ich mich am Freitag abend in Landeck entschied, den letzten Katzensprung von 700 km bis nach Hause noch anzugehen.

So, schoen war’s diesmal. Immer wieder. Und eines weiss ich, naechstes Jahr muss ich mal in die Toskana fahren, das war so richtig schoen.